Die Corona Pandemie hat aufgezeigt, wie wichtig die digitale Vernetzung heute ist. Plötzlich sprach jeder von «Home-Office» und «Online-Unterricht». Doch was, wenn einem dafür die finanziellen Mittel fehlen?
Durch eine Spendenanfrage wurde die Hürlimann Informatik auf das Projekt und den Verein «Wir lernen weiter» aufmerksam. Tobias Schär, Gründer und Präsident des Vereins, hat es sich zur Aufgabe gemacht, alte Laptops aufzubereiten und diese an bedürftige Familien und Einzelpersonen weiterzugeben, die diese benötigen und auf anderen Wegen nicht dazu kommen. Ganz nach dem Motto «Niemand soll aus unserer digitalen Gesellschaft ausgeschlossen werden, nur weil monetäre Mittel fehlen».
Als Aargauer IT-Unternehmen war der Hürlimann Informatik sehr schnell klar, dass ein solch lokales Herzensprojekt zu unterstützen ist. 10 Occasion-Notebooks wurden an den Verein «Wir lernen weiter» gespendet und sehr dankend von Tobias Schär entgegengenommen.
Zu dem Projekt und der Übergabe führten wir ein Interview mit Tobias Schär:
Was war für Sie der Auslöser, um ein solches Projekt zu starten?
Laptops gehören aus meiner Sicht zum Grundbedarf eines jeden Einwohners in der Schweiz. Auch wenn dies von Sozialbehörden auch so gesehen wird, unterscheiden sich Theorie und Praxis wie Tag und Nacht. Nicht nur im Schulbereich standen hier einige Familien vor der Tatsache, dass weder Ausrüstung noch Geld für Neuanschaffung vorhanden ist. Auch im Bereich der Sozialhilfe und Migrationsprozessen entstanden Probleme – denn eine Bewerbung macht man nicht am Handy, wie man auch eine Sprache nicht abschliessend auf dem Handy erwerben kann.
Die Armut ist in der Schweiz ein Tabuthema. Im Jahr 2018 waren Einelternhaushalte mit Kindern unter 18 Jahren zu circa 30% von Armut betroffen. Dies sind nicht nur ein/zwei Familien und Armut impliziert leider oftmals auch fehlende Ausrüstung. Im Ausblick auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise bin ich mir sicher, dass die generelle Armut leider weiter steigen wird.
Wie geht es nun weiter mit den Notebooks der Hürlimann Informatik?
Die Laptops werden durch uns datentechnisch bereinigt und danach nach unserem Prozess aufgesetzt. Das Endprodukt ist eine aufgesetzte Maschine mit dem Betriebssystem Zorin OS, dass die wichtigsten Anwendungen enthält, um Dokumente zu verfassen und Recherchen im Internet anzustellen.
Nach einer kurzen Endprüfung der wichtigsten Komponenten, wie beispielsweise Kamera, Mikrofon und Lautsprecher, werden die Laptops dann kategorisiert und zusammen mit einer vierseitigen Anleitung eingelagert. Die ganze Inventarisierung handeln wir über Jira ab, welches auch die ganzen Anfrageprozesse beinhaltet.
Wie kommen die Notebooks zu den Empfängern?
Entweder wird das Gerät direkt an eine Privatperson abgegeben, die sich bei uns über die Webseite meldet oder es wird über eine Partnergemeinde verteilt. Der Unterschied ist ein ganz kleiner, aber ein enorm wichtiger: Bei Anfragen von Privatpersonen müssen wir die Prüfung übernehmen; bei Partnergemeinden entfällt sie, da die Prüfung dann Sache des entsprechenden Sozialdienstes ist. Aktuell zählen wir schon über 100 Partnergemeinden in der Schweiz und sind uns bewusst, dass hier noch einige mehr dazukommen werden.
Was wünschen Sie sich für das Projekt?
Grundsätzlich einfach nur Impact. Das Thema der digitalen Unterversorgung wird aktuell von keiner Partei als genügend relevant erachtet und deshalb ist es umso wichtiger, dass wir auch Öffentlichkeitsarbeit ausführen, wo möglich. Ob wir es sind, die eine schweizweite Lösung bereitstellen oder andere, ist im Endeffekt egal – Hauptsache ist, dass sich jemand dieser Aufgabe annimmt.